Mittwoch, 15. Januar 2014

Was bleibt denn?

"Ich habe seinen Blick noch immer vor Augen, 
ich habe ihn sehr bewundert und war berührt, als ich ihn traf".
(Boxer Luan Krasniqi, in einem Interview über Max Schmeling)


Erste Gedanken zu "Das Herz eines Boxers" 


Das Stück „Herz eines Boxers“ wird im Februar 2014 zum ersten Mal in Naumburg am dortigen Theater zu sehen sein. Ein in den vergangenen Jahren viel gespieltes Stück von Lutz Hübner, welches die Generationen gleichermaßen berührt und zentrale Themen wie Respekt und Akzeptanz, das Altern und das Jung sein in den Fokus stellt. 

Auch in meiner Inszenierung am Theater Naumburg umkreisen wir natürlich diese Themen, der ich gerne die Frage nach dem WAS BLEIBT DENN? als Leitgedanken voranstellen möchte und so vielleicht auch einen weiteren gedanklichen Aspekt innerhalb des aktuellen Spielzeitmottos WELTKULTURERBE des Theaters Naumburg überprüfen.

Wir erzählen die Geschichte von Leo, dem Boxer und Jojo, einem 16jährigen Halbstarken, der seine Sozialstunden ableisten muss, im Irgendwo, Ende der 60er Jahre. Der Raum ist nicht definiert. Zeitlos. Raumgebend für die Phantasie der Zuschauer.

Leos Karriere als Boxer ist schon lange zu Ende. Ohne eine Lebensaufgabe hat er sich in eine innere Emigration zurückgezogen; er will nur noch seine Ruhe haben. Kapselt sich von seiner Umgebung ab. Sich befreiend von Bevormundung und Diskriminierung des Alterns streckte er sogar mit einem Faustschlag einen Pfleger im Altenheim nieder. Die letzte Station: die "Geschlossene". Er vereinsamt. Mehr in der Vergangenheit lebend, als in der Gegenwart. Er sitzt zu Beginn des Stücks in einem Berg voller Umzugskartons. In den Schachteln hortet er sein ganzes Leben, Erinnerungsstücke an eine längst vergangene Zeit: die großen Erfolge als Boxer bei Turnieren und als Preisboxer im Zirkus. Sein Überleben als „roter Leo“ in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus. Zeugnisse seines Lebens.

Jojo, 16jährig, der noch lieber Kind wäre, als heranreifender Erwachsener. Um sich vor einem Mädchen interessant zu machen, nimmt er den Mofadiebstahl des Cliquen-Anführers auf sich und muss jetzt dafür die verhängten Sozialstunden ableisten. Er soll Leos Zimmer renovieren und neu anstreichen. Mit Großmäuligkeit versucht Jojo seine Unsicherheit gegenüber dem stummen Leo zu überspielen. Immer mehr lässt Leo Jojos Provokationen und Demütigungen durch sein Schweigen ins Leere laufen. Jedoch zeigt sich sehr bald, dass sich bei Jojo hinter der rauhen Schale ein weicher Kern verbirgt. Und so schafft es Jojo seinerseits im Laufe des Stücks immer mehr zu dem abweisenden, in sich gekehrten Leo vorzudringen.

Jojo wird in unserer Geschichte das Zimmer nicht streichen, sondern die Umzugskartons ordnen und neu aufrichten, so dass am Ende eine mögliche Zukunftsvision für beide, Leo und Jojo, entsteht. Das Leben beider erhält dadurch eine neue Struktur. Beide übernehmen Verantwortung für einander. Beide bestärken sich in ihren Hoffnungen und Träumen. Leo gibt seinen Mut, das Herz eines Boxers, an Jojo weiter, wie er auch seine Erinnerungen und Lebenserfahrungen als ERBE ihm überlässt. Und Jojo zeigt Leo, dass man für einen Neuanfang nie zu alt ist.  








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